Warum die Integration in Deutschland scheitert - und wie wir das ändern können
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein neues TV-Format auch wirklich neue Erkenntnisse liefert. Dem ZDF, oder besser gesagt einem der sechs geladenen Gäste des neuen ZDF-Formats "13 Fragen", gelang das allerdings spektakulär.
Dimitri Tsvetkov, ein junger Zuwanderer aus der Ukraine, der seit elf Jahren in Deutschland lebt, formulierte ein Problem, über das hierzulande keiner spricht. Er brachte seine Kritik auf den Punkt, als er sagte:
"Ich habe noch nie von Deutsche Seite gehört, was wollen die, was ist in deren Vorstellung ein Bild von einem integrierten Ausländer. Ich würde das sehr gerne hören, wirklich. Ich hab von meiner Mutter mehr gehört, was es heißt, Europäer zu sein, als von Deutschland selbst." (SIC!) (Dimitri Tsvetkov, 13 Fragen, ZDF)
Alle reden darüber, viele fordern es ein, doch keiner liefert eine Definition.
Traurigerweise ist das in der seit Jahren andauernden Integrationsdebatte so. Der Begriff selbst, Integration, ist Kindern wie Erwachsenen bekannt. Klar, es geht um Einwanderung. Darum, wann und ob jemand in Deutschland angekommen ist – oder eben nicht.
"Integrierten" Migranten wird immer wieder gerne ein Bleiberecht oder sogar die Staatsbürgerschaft angeboten, auch Konservative haben zumeist kein Problem mit Zuwanderung von als integriert geltenden Menschen.
Individuen allerdings, die als "nicht integriert" gelten, haben es schwerer. Wenn nicht auf dem Amt, dann zumindest mit der Akzeptanz in weiten Teilen der nicht marxistisch-angehauchten Gesellschaft.
Wer übernimmt die Führung?
Irritierend ist, dass, trotz all der Asyl- und Migrationsmiseren, niemand das Heft des Handelns in die Hand genommen hat. Geschweige denn Willens ist, es heute in die Hand zu nehmen. Verantwortung, Nein Danke.
Wie konnte eine Regierung Merkel ernsthaft Millionen Schutzbedürftiger und Migranten ins Land lassen und diese dann einfach zwischen Bürokratie und Sozialgeldern fallenlassen? Wie kann eine Ampelkoalition diese Strategie einfach fortführen und zum Teil noch intensivieren?
Die Verweigerungshaltung der verschiedenen Regierungen in Sachen Integration ist allen beteiligten Parteien gegenüber unwürdig und schafft Probleme, die in naher Zukunft nur noch weiter anwachsen werden: die Bevölkerung leidet zunehmend unter dem Ausmaß der unkontrollierten und vielfach nicht anpassungswilligen Zuwanderung. Migranten und Asylanten werden mit falschen Vorstellungen angelockt, in Deutschland dann aber kaum beachtet – bis sie meist chancenlos untergehen. Kriminelle Zuwanderer, die vom Staat nicht ausgewiesen werden, machen es denen schwer, die mit ehrlichen Absichten nach Deutschland kamen, indem sie deren Reputation sie schädigen.
Und Migranten nehmen den zahlreichen Asylanten die begehrten Plätze in einem sicheren Land weg. Ein Kreis der Frustration, den zu durchbrechen niemand wagt.
Als wäre es eine Disziplin, möglichst schnell das Land vollzustopfen, ohne allerdings jemals darüber nachzudenken, was man damit anrichtet, ist genau dieses Vorgehen der Regierung Programm. Ein trauriges Schauspiel, das viel Leid verursacht hat, das aber durch Präsident Steinmeier noch nachträglich geehrt wird. Im April dieses Jahres wird er der ehemaligen Bundeskanzlerin den höchsten Orden des Landes verleihen, das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik in besonderer Ausführung. Ein Orden, genauso umständlich, bürokratisch und sinnfrei, wie es die Politik der Kanzlerin war, die ihn annehmen wird.
Aber nicht nur die Politik, auch die zivile Gesellschaft hat bisher versagt.
80 Millionen Deutsche haben bekanntlich auch annähernd 80 Millionen unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Integration aussieht. Das ist an und für sich noch verkraftbar. Meinungsscheu und bescheiden war die deutsche Bevölkerung noch nie: beim Fußball wissen alle die besseren Taktiken als der Bundestrainer. Der Arzt wird im Zweifelsfall vom Patienten über Behandlungsmethoden und Risiken belehrt. Und im Ausland ist vor dem deutschen Allwissen kein Einheimischer sicher, dem wir Deutsche die Geschichte seines eigenen Landes nicht anschaulich und kompetent erklären könnten.
Aber wenn bei all dieser geballten Expertise auf Regierungs- und Gesellschaftsebene keiner den Mund aufmacht, dann wirkt das nicht gerade verantwortungsbewusst. Und Migranten mit Integrationswillen schauen in die Röhre.
Liegt es vielleicht daran, dass vielen Bundestrainern und honorierten Politikern neben Bratwurst, Mercedes, Fußball, Bier und Hitler nicht viel mehr zu Deutschland einfällt?
Die Vision von Zuwanderung kann ja nicht die sein, dass ein potenzielles Neumitglied der deutschen Gesellschaft, um dazuzugehören, in einem E-Mercedes zur nächsten Kneipe fahren muss, um dort der Nationalmannschaft beim Dabeisein-ist-alles zuzuschauen und ein möglichst billiges Schweinswürsterl zu zuzeln. Oder doch?
Hat es am Ende die SPD-Politikerin Aydan Özoguz zutreffend formuliert, als sie 2017 im Tagesspiegel attestierte, dass in Deutschland "eine spezifisch deutsche Kultur", jenseits der Sprache, "schlicht nicht identifizierbar" sei?
Anstatt Frau Özoguz in Anatolien entsorgen zu wollen, um es mit den fast Goethe- und Schiller-gleichen Worten des Großintellektuellen Alexander Gaulands zu sagen, wäre Nachdenken die bessere Auslastung gewesen.
Natürlich war die Aussage der ehemaligen Integrationsbeauftragten in ihrer Position respektlos. Fraglos hätte sie Konsequenzen haben sollen. Aber trotzdem wäre man gut beraten gewesen, die Worte Frau Özoguz ernstzunehmen. Denn oftmals beobachten Zuwanderer und deren Kinder ein Land viel eher, als es die ewige Pass-Bevölkerung tut, die es sich einfach gemütlich macht und die errungenen Annehmlichkeiten zu Selbstverständlichkeiten erklärt. Nicht selten schauen sich Zuwanderer genau an, was eine Gesellschaft ausmacht, weil sie selbst Teil davon sein wollen. Umso interessanter und aufschlussreicher sind deshalb ihre Beobachtungen.
Nicht umsonst sind in einigen Gesellschaften Zuwanderer die größten Patrioten, haben sie sich ihre Destination doch nicht grundlos ausgesucht und nicht selten jahrelang dafür gekämpft, dazuzugehören.
In den USA, beispielsweise, wissen viele Zuwanderer über Details der Geschichte, Kultur und Verfassung des Landes besser Bescheid, als die meisten anderen Einwohner.
Warum wohl schwenken Amerikaner mit französischem Akzent, mit persischem Hintergrund und mit chinesischer Kleidung die US-Flagge oft energischer, als die akzentfreie "Urbevölkerung"?
Und warum merkt man in Deutschland von diesem Patriotismus der Zugewanderten nichts? Ist eine deutsche Kultur, die sinn- und gemeinschaftsstiftend ist, vielleicht am Ende wirklich nicht identifizierbar? Hatte Frau Özoguz Recht?
Was hat Deutschland anzubieten?
Die Erinnerung an die grausame Vergangenheit scheint zu einem Mangel an Selbstbewusstsein geführt zu haben. Sich festzulegen, was "Deutsch" ist, davor scheint die Gesellschaft zurückzuschrecken. Als wäre schon das Wort "Deutsch" selbst eine Erinnerung an das Tätervolk, das man doch so gerne hinter sich lassen möchte.
Die deutsche Gesellschaft scheint so von der Sorge getrieben zu sein, ja nicht mit der Vergangenheit in Berührung zu kommen, dass sie lieber sehenden Auges ein Chaos zulässt, als die Angst zu überwinden, Verantwortung zu übernehmen und eine Vision aufzubauen, die als Leitlinie für Integration eine bessere Zukunft ermöglichen könnte.
Unbestritten war die Zeit zwischen 1933 und 1945 die schlimmste der deutschen Geschichtsschreibung. Der Aufstieg Hitlers, Weltkrieg Nummer Zwei, dazu noch der wohl barbarischste Genozid der Menschheit. Erdacht von hochgebildeten Akademikern, nicht wenige davon mit Doktortitel. Durchgeführt mit industrieller Präzision.
Aber ist es nicht möglich, den seither vergangenen fast 80 Jahren auch etwas Positives abzuringen? Etwas abseits des großartigen Grundgesetzes, das uns die Alliierten fast aufgezwungen haben?
Etwas, das größer und identitätsstiftender ist als Bratwurst und Bier?
Man könnte über Deutschlands Wiederaufbau sprechen. Oder vom wirtschaftlichen Aufstieg, der in der Geschichte fast einzigartig war. Man könnte von politischer Stabilität auch in Krisenzeiten sprechen oder davon, dass Deutschland mittlerweile die Demokratie in der Welt fördert und gemeinhin für Freiheit und Sicherheit steht.
Aber reicht das als Narrativ? Die Antwort ist so ernüchternd, wie simpel. Nein.
Obwohl es für den politischen Beobachter eine Meisterleistung sein mag, was Deutschland in den vergangenen fast 80 Jahren geschaffen hat, so ist es doch nicht genug, um in der Gesellschaft ein Wir-Gefühl zu erzeugen, das überzeugend genug wäre, mit Strahlkraft Neuankömmlinge willkommen zu heißen und zum Mitmachen zu bewegen. Aus Angst vor einem Wir-gegen-sie schafft man ein Wir-für-uns in vorauseilendem Gehorsam ab.
Niemand würde sich bei einem Gastgeber dauerhaft niederlassen wollen, geschweige denn sich ihm anpassen, wenn dieser Gastgeber ständig betonen würde, was mit seiner Wohnung alles nicht stimmt, wie schlecht die Lage sei, der Ausblick verstellt, von der ätzenden Luftqualität und der miserablen Lage ganz zu schweigen. Und der, wenn man ihn nach den Vorteilen seiner Wohnung fragt, nur auf die gute Ausstattung mit Steckdosen im zweiten Schlafzimmer und auf den neuen Spiegel im Bad verweisen kann.
Das reicht nicht, um Menschen mitzureißen.
Ein Volk schaffen
Ein Volk braucht ein Narrativ. Eine Geschichte.
Grenzen sind langfristig sinnlos, wenn ein Land es nicht schafft, seine Bürger zu einen und ihnen zu erklären, was ihre Grenzen überhaupt markieren. Wenn eine Grenze nur den Unterschied zwischen einem Stück Land und einem anderen ausmacht, dann ist sie wirklich sinnlos. Wenn eine Grenze aber auch einen Unterschied im Wir schafft, wenn sie für die Menschen, deren Kultur, Bräuche und Glauben steht, dann erst hat eine Grenze Berechtigung auch abseits von Juristerei.
Plakativ sieht man im Nahen Osten, was passiert, wenn Nationen keine Strahlkraft haben.
Viele der Länder der Region kämpfen wieder und wieder mit inneren Aufständen und Zerrissenheiten. Territoriale Konflikte sind dort Alltag. Denn in der Region identifizieren sich die Menschen hauptsächlich durch ihre religiöse Zugehörigkeit, nicht durch ihren Pass. Der Islam ist das Narrativ, das die Menschen verbindet. Nicht die von Europäern gedankenlos festgelegten Grenzen dieser Nationen, die kein Wir-Gefühl kennen.
Ausnahmen bilden in der Region Länder wie Israel und Ägypten. Beide Staaten schaffen es, in der wackeligen Region für Stabilität zu sorgen, nicht, weil Politiker und Juristen das Land schönreden, sondern weil beide Nationen durch ihre Geschichte den Menschen ein Narrativ anbieten, mit dem diese sich identifizieren und auf dem diese aufbauen.
Beispielhaft ist auch die Ukraine, die vor dem Krieg ein in sich gespaltenes Land war. Ein Land, in dem es große Machtkämpfe zwischen den unterschiedlichen Seiten gab. Ein Land, dessen "Volkscharakter" von Putin leicht zu attackieren war, war er doch dünn wie Eis im Frühling. Seit dem Überfall Russlands aber, ist die Ukraine zu einem der stärksten Völker Europas geworden. Und das nicht im militärischen, sondern in einem Sinne der Gemeinschaft. Mithalten können da im europäischen Raum neben der Schweiz und England vielleicht nur noch Länder wie Polen und Spanien, die das Wir-Gefühl ebenfalls schätzen und darauf aufbauen.
Integration als reiner Pragmatismus?
Einem Volk eine Geschichte an die Hand zu geben, die es eint, ist keine leichte Aufgabe. Oft sind es unvorhersehbare oder sogar tragische Ereignisse, die Menschen zusammenschweißen.
Wenn ein Mauerfall nicht gereicht hat, ja sogar heute oft bedauert wird, von beiden Seiten, dann ist das keine gute Voraussetzung. Denn es sollte keinen Angriff auf deutschen Boden brauchen, nur, damit die Menschen wieder zusammenhalten und etwas erschaffen, was sie eint.
Halten wir fest: in Deutschland fehlt ein Narrativ. Zwar hat Deutschland auch viel zu bieten, von größten Errungenschaften der Wissenschaft, von lyrischen wie muskalischen Meisterleistungen, allerdings werden selbst diese wenigen verbliebenen Elemente dauerhaft von links angegriffen. Alles, was von der Hand des "alten, weißen Mannes" geschaffen wurde, also einzigartigte Literatur, weltweit geschätzte Klassik, große Erfindungen, die der Menschheit dienen, all das wird schlechtgeredet und fällt der aktuell grassierenden Ideologie der Wokeness zum Opfer.
Es gäbe Gründe, stolz zu sein. Aber selbst die historischen werden mehr und mehr dekonstruiert, abgeschafft, im Namen einer falschen politischen Korrektheit.
Der Schaden, den dieses Vorgehen der politischen Linken anrichtet, ist schon heute brachial, man spürt ihn jeden Tag, wenn man auf der Straße die gescheiterte Integrationspolitik bestaunt. Aber noch stärker wird der Effekt der Abschaffung des Stolzes auf unsere historischen wie aktuellen Errungenschaften sein, wenn der freie Westen sich einem immer stärker auftretenden Geflecht aus Ländern wie China, Brasilien, Indien und Saudi-Arabien gegenüber sieht – und dann geeint agieren soll.
Technische Integration, eine Auflistung
Aber zurück zu Dimitri Tsvetkov. Er hat eine konkrete Frage gestellt und verdient eine konkrete Antwort. Denn natürlich, und das muss man anerkennen, ist es fast unmöglich, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, die einem nicht einmal sagt, was sie von einem will.
Im schlechtesten Fall startet man nämlich ansonsten ambitioniert den Integrations-Marathon, erkennt dann aber nach wenigen hundert Metern, dass niemand einem die Richtung anweist, geschweige denn jemals eine Ziellinie aufgemalt hat – wer wäre da noch motiviert weiterzulaufen?
Die Hauptanforderung hat Dimitri Tsvetkov bereits erfüllt. Indem er sein Interesse offen bekundet hat. Er hat nachgefragt. Er hat sich aktiv bemüht, herauszufinden, was die Gesellschaft sich vorstellt. Der junge Ukrainer hat nicht gefordert, nicht um Geld oder zusätzliche Rechte gebeten, er hat nicht die Hand aufgehalten – stattdessen hat er mit seiner Nachfrage die Bereitschaft zum Geben geäußert. Und das ist Voraussetzung, wenn man Mitglied einer Gemeinschaft werden möchte. Nur, wer sich die Frage stellt, was das Gastgeberland sich vorstellt, kann jemals den Weg beginnen, sich auf diese zuzubewegen.
Solange allerdings das gesellschaftliche Narrativ fehlt und solange die politische Linke weiterhin am Ast des stabilen Westens sägt, solange ist es auch unmöglich, Dimitri Tsvetkov eine exakte Antwort zu geben. Solange das Spiel des Erodierens und nicht das des Schaffens gespielt wird, läuft es am Ende auf juristisch und ethische Grundprinzipien heraus. Wenigstes die lassen sich klar benennen.
Respekt und Benimm
Natürlich sollte es Voraussetzung sein, in einem Land, in dem man Gast ist und dessen Annehmlichkeiten man genießt und in dem man ankommen möchte, die lokalen Bürger und die vorhandene Kultur mit Respekt zu behandeln. Menschen als "Ungläubige" herabzuwürdigen oder gar straffällig zu werden sollten ein umgehendes Ausschlusskriterium für eine Einbürgerung sein.
Werte verinnerlichen
Auch sollte man sich mit den Werten des Grundgesetzes identifizieren. Hilfreich wäre hier allerdings ein Verfassung-Kurs, der tiefer geht, als den Menschen ihre Rechte vorzulesen. Wenn jemand die Verfassung wirklich achtet, gerade auch mit Hinblick auf die Pflichten, die daraus erwachsen, dann ist dieser jemand einen großen Schritt auf die neue Heimat zugegangen. Von gegenseitiger Würde ist dort zum Beispiel die Rede – auch für Muslime gilt es deshalb, Homosexualität hinzunehmen, Juden zu respektieren, der eigenen Tochter die freie Wahl zu lassen, welchen Lebensweg sie einschlagen und wen sie lieben möchte.
Die Sprache lernen Wer kommunizieren kann, hat einen riesigen Vorsprung vor allen anderen. Auch hier sollten staatliche Angebote genutzt werden. Wer aber wirklich weiterkommen möchte, der lernt Deutsch auch im Internet, Fernsehen, auf der Straße. Wer die Sprache beherrscht, der tut sich selbst und der Gesellschaft einen Gefallen.
Steuern zahlen
So unangenehm die zwei Worte klingen, so zutreffend sind sie. Wer in Deutschland dazugehören will, der hat zu zeigen, dass er die Gesellschaft stützt und nicht ausnutzt. Anstatt andere für sich arbeiten zu lassen, gilt es, der neuen Heimat unter die Arme zu greifen und mit anzupacken. Natürlich ist auch hier Voraussetzung, dass der Staat arbeits- und gründungswilligen Einwanderern die selben Chancen einräumt, wie allen anderen auch.
Anpassung, nicht Assimilierung
Ein Kopftuch, so es freiwillig getragen wird, ist an und für sich nicht zu beanstanden. Aber eine Gesichtsverhüllung geht nicht. Wer sein Gesicht verhüllt oder das Gesicht seiner Familienmitglieder zu verhüllen versucht, kann in einer offenen Gesellschaft nicht Fuß fassen.
Anpacken
In den USA gibt es den berühmten Satz, der gerade Einwanderern bei der Integration helfen würde: Don't ask what your country can do for you – ask what you can do for your country. Wer sich einbringt, ob im Ehrenamt, im Chor, ob als Trainer im Sportverein oder an anderer Stelle, der zeigt den Menschen, dass er dazugehören möchte und auch dazu bereit ist, zum Wir mit beizutragen.
Natürlich kann man nicht zu einer Gesellschaft dazugehören, die sich selbst nicht als solche begreift, die ein Wir-Gefühl strikt ablehnt. Aber diese wenigen Anpassungen sind Grundvoraussetzung, um am Leben in Deutschland wenigstens aktiv zu partizipieren.
Wer mehr sein möchte, wer stolz auf seine neue Heimat sein und ein echtes Zuhause erleben möchte, der kann sich an der Meisterdisziplin versuchen: ein Narrativ schaffen. Eines, das Menschen mit verschiedener Herkunft, mit unterschiedlichen Hautfarben und Religionen vereint. Unter dem Banner der deutschen Flagge, nicht unter dem einer Ideologie, die Zwist sät und Streit erntet.
Dieses Narrativ muss geschaffen werden, ohne dabei die Geschichte und Deutschlands daraus erwachsene Rolle in der Welt zu übergehen.
Nein, leicht wird das nicht, denn es sind meistens Deutsche, die sich einem positiven Bild ihres Landes in den Weg stellen. Die lieber "Europäer" als "Deutsche" sein wollen.
Aber wenn wir alle nicht nur in finanzieller Sicherheit, sondern auch in guter friedlicher, offener Nachbarschaft miteinander leben und wachsen wollen, dann muss irgendwer jetzt anpacken.
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