top of page

Gemeinsam bringen wir etwas ins Rollen.

Terror ist Alltag: Warum Europa den Hass nicht bekämpft

  • Autorenbild: Tom David Frey
    Tom David Frey
  • 6. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit
Symbolbild; Foto: Dunpharlain – verwendet unter Creative Commons BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Symbolbild; Foto: Dunpharlain – verwendet unter Creative Commons BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Es ist halb zehn Uhr morgens. Jihad al-Shamie, ein syrischstämmiger Brite mit dichtem schwarzem Bart und Glatze, steuert sein Auto zielgerichtet in eine Gruppe Menschen.


Es ist Yom Kippur, das Versöhnungsfest der Juden, der heiligste Tag ihres religiösen Kalenders. Die Gemeinde hat sich an ihrer Synagoge am Heaton Park in Crumpsall versammelt, einem Vorort von Manchester. Religiöse Juden fasten an diesem heiligen Tag. Nicht einmal ein Schluck Wasser ist ihnen erlaubt. Die Versöhnung mit den Mitmenschen ebnet den Gläubigen an diesem besonderen Tag den Weg zur Versöhnung mit Gott.


Jihad verlässt sein Auto. Sechs Minuten lang macht er mit einem Messer Jagd auf jüdische Männer. An ihren Kippot sind sie einfach zu erkennen.

Dann versucht der Terrorist in das Backsteingebäude einzudringen, an dessen Fassade ein Davidstern prangt und das nur von einem dünnen Zaun geschützt wird. Es ist dem Sicherheitspersonal der Synagoge und einigen Gläubigen zu verdanken, dass Jihad den Innenraum des Gebetshauses nicht erreicht.

Endlich ist auch die Polizei vor Ort. Jihad al-Shamie wird von den Kugeln der Beamten getötet.


Zwei Menschen hat er aus dem Leben gerissen. Nur zwei Menschen ist man versucht zu sagen. Denn ginge es nach den islamistischen Tätern, dann würden bei den sich häufenden Anschlägen auf Juden nicht etwa einzelne Menschen sterben, sondern ganze Gemeinden ausgerottet werden. Und doch sind zwei kaltblütig ermordete Menschen zwei zu viel. "Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte." Der Satz – gerne aus dem Kontext genommen und als Zeugnis für die Friedfertigkeit des Islam in Talkshows und Debatten angeführt – klingt hohl.


Es ist gesicherten Türen und Eingangsschleusen, es ist dem privaten Sicherheitspersonal und es ist den Sicherheitsbeamten des Staates zu verdanken, dass Attacken auf jüdische Gebetshäuser im Europa des 21. Jahrhunderts nicht in Blutbäder ausarten.

Dieselben verstärkten Türen, Sicherheitsschleusen, das private Sicherheitspersonal und das des Staates sind allerdings auch Mit-Grund dafür, dass der mediale Aufschrei ausbleibt. Im neuen Europa, wo man richtig und falsch nicht anhand von Taten, sondern anhand von Opfernarrativen bestimmt, erscheint Lebensschutz als strategischer Nachteil.


Das mediale Schweigen über die zunehmenden Morde an Juden jedoch hüllt die Rückkehr dessen in Schweigen, was viele in Europa strikt leugnen auch nur zu kennen: Antisemitismus. Dabei sind Attentate wie das von Manchester ein Fanal, ein letzter Aufschrei. Ein Alarmsignal, das verhallt.


Es scheint, als hätte Europa sich dazu entschlossen, auch dieses Mal wegzusehen. Judenhass zwar selbst nicht auszuleben, aber vor den Worten und Taten derer die Augen zu verschließen, die den braunen Hass von damals in ein islamisches Grün getüncht haben. Oder in ein marxistisches Rot.



Europa hat seine Lektion nicht vergessen – es hat sie nie gelernt


Churchill, Roosevelt und Stalin im Februar 1945 auf der Konferenz von Yalta
Churchill, Roosevelt und Stalin im Februar 1945 auf der Konferenz von Yalta

Noch am Tag des blutigen Anschlags tritt der britische Premierminister, Keir Starmer, vor die Kameras.

Kein Wort verliert der Politiker der Labour Party über die islamische Wurzel des mörderischen Problems. Kein Wort dazu, dass der Anschlag absehbar war, beherrschen doch in Großbritannien seit fast zwei Jahren die Judenhasser das öffentliche Bild.


"Es ist ein Hass, der erneut aufsteigt – und Großbritannien muss ihn erneut besiegen." Eine Aussage, deren historische Verzerrung nur noch von der Selbstherrlichkeit ihres Urhebers übertroffen wird.


Mittlerweile gilt als gesichert, dass Großbritannien im Zweiten Weltkrieg frühzeitig Kenntnis über Gaskammern und die systematische Vernichtung der Juden Europas hatte – aber trotzdem nicht eingriff.

Historiker versuchen bis heute zu erklären, warum das Königreich zwar die Nationalsozialisten bekämpfte, aber nicht bereit war, den größten Massenmord der Geschichte aufzuhalten.

Eine verbreitete Theorie besagt, dass ein Angriff auf die Bahngleise nach Auschwitz-Birkenau den Deutschen verraten hätte, dass man in der Lage war, geheim geglaubte Kommunikation zu entschlüsseln.

Eine andere Theorie führt als Grund dafür an, warum Großbritannien die Gaskammern verschonte, dass man auf diese Weise die jüdische Einwanderung ins Mandatsgebiet Palästina begrenzen wollte.

Auch, dass man dem Volk nicht das Bild vermitteln wollte, einen Krieg der Juden zu führen, wird als Begründung angeführt.

Anders gesagt: Großbritannien hat zwar Hitler bekämpft – aber nicht den Holocaust.

Das moderne Großbritannien aber geht einen anderen Weg. Jüdisches Leid geschieht auch heute, ohne dass das Königreich schützend einschreitet. Der Unterschied zu damals besteht darin, dass Starmers England die größten Feinde der Juden im 21. Jahrhundert nicht etwa bekämpft – er hofiert sie.

Derselbe britische Premierminister, der noch am Tag des Attentats von Manchester bekannt gegeben hatte, den Antisemitismus "erneut" besiegen zu wollen, hatte keine zwei Wochen zuvor Palästina einseitig als Staat anerkannt. Im Wissen, dass dessen Volk wie kein anderes den Hass auf Juden zum gesellschaftlichen Kitt gemacht hat.

Konsequenterweise forderte Starmer in seiner Anerkennungs-Rede kein Abrücken vom identitätsstiftenden Antisemitismus zu vieler Palästinenser. Er forderte keine Entwaffnung der Terrorbanden, die sich Regierung nennen. Auch ein Ende des tödlichsten Judenhasses seit den Nazis forderte Starmer nicht.



Europa am Scheideweg


Die Wahrheit ist bitter: damals sperrte man Juden hinter Gitter, um sie zu ermorden. Im Europa unter Keir Starmer, Friedrich Merz und Emmanuel Macron leben Juden wieder hinter Gittern – dieses Mal errichtet zu ihrem Schutz, um sie vor fanatisierten Islamisten, Rechtsextremen und Linksradikalen zu schützen. Und doch versagen sie. Zäune und Panzerglas können Autos nicht aufhalten, die auf der Straße vor der Synagoge zur Waffe werden. Und Messer ließen sich nur durch Präventivmaßnahmen verhindern, nicht aber durch das Errichten immer stärkerer Zäune, die zwar Symptome lindern, aber nicht das Problem bekämpfen.


Zäune als Symbol europäischen Scheiterns. Foto: Jacek7770 | Lizenz: CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Zäune als Symbol europäischen Scheiterns. Foto: Jacek7770 | Lizenz: CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Vielleicht ist es schon zu spät. Vielleicht versagt Europa erneut. Vielleicht steht das Wegsehen, wenn Juden ermordet werden, dieses Mal nicht Synonym für einen von breiten Teilen der Gesellschaft getragenen Hass, sondern für eine Form der Selbstaufgabe, die Europa entwurzelt, es am Ende schwach und wehrlos macht.


Klar ist, dass am Blutbad von Manchester der Täter selbst die Schuld trägt.

Zweifellos aber ist der tödliche Judenhass von heute kein Zufallsprodukt.

Entmenschlichung und Morde finden nicht in einem von Gesellschaft und Politik losgelösten Vakuum statt.


Durch eine Mischung aus Ignoranz, Schweigen und falscher Rücksichtnahme hat das moderne Europa sich abermals zum Epizentrum des Hasses gemacht, der ganze Gesellschaften mit in den Abgrund reißt – von Nazi-Deutschland bis Gaza.


Jahrelang hat Europa eine Welle der ungesteuerten Migration aus judenfeindlichen Regionen schulterzuckend hingenommen, gar die aus der Diskussion ausgeschlossen, die auf das Problem aufmerksam machten.

Gleichzeitig verharmlost die Politik den immer offener zur Schau gestellten Judenhass linker Hetzer, die seit Beginn des Krieges in Gaza gezielt gegen eine Minderheit hetzen.

Die selbsterklärt humanistische Politik der Moderne tabuisiert Kritik am muslimischen Antijudaismus, erlaubt stattdessen muslimische Feiertage, duldet um sich greifende Geschlechtertrennung und schmückt zu Ramadan die Straßen in festlichem Grün.

Sie beugt sich denen, die Judenhass offen ausleben, die eine ganze Generation vergiften, und die die "Islamophobie"-Karte ziehen, sobald ihr Weltbild hinterfragt wird.


Die Anerkennung Palästinas nach dem verheerenden Massenmord des 7. Oktober 2023 ist außerdem eine klare Botschaft an die mittlerweile in Europa heimischen Islamisten: Mord an Juden zahlt sich aus.

Das blutige Attentat von Manchester ist am Ende nicht mehr als die logische Konsequenz einer rückgratlosen Politik der leeren Worte.


Bei den vielen Morden, Anschlägen und Attentaten radikaler Freiheitsfeinde geht es längst nicht mehr nur um Juden – und doch scheinen auch dieses Mal nur wenige diese historische Realität rechtzeitig zu erkennen.

Wo Juden angegriffen werden, da ist die gesamte offene Gesellschaft das Ziel.

Wer heute wegschaut, verliert die Freiheit von morgen.

Kommentare


Tom David Frey, Juli 2024.jpeg

Die andere Perspektive.

Leitmedien – hier wie dort – berichten immer einseitiger. Ob Tagesschau oder New York Times: ähnliche Schlagzeilen, basierend auf denselben Agenturtexten.

Selbst die Einordnungen vieler Journalisten klingen heute nach politischer Massenproduktion.

 

Aber auch unter jungen Gegenmedien lässt sich ein Muster beobachten: Mitunter überlagert das „Dagegensein“ die unabhängige Einordnung.

 

Der Trend folgt dem Zeitgeist. Ich richte mich nach meinem Gewissen – frei von Ideologien, Dogmata und dem Drang nach Reichweite.

Tom David Frey, Fotoshooting 2025, 3.jpg

Berichten, was ist.

Bei mir gibt es keine moralische Umerziehung. Und auch Verschwörungstheorien sucht man vergeblich.
Stattdessen biete ich Analysen, Eindrücke von vor Ort, Hintergründe, streitbare Essays und Einordnungen – unabhängig vom die Demokratie erstickenden Rechts-Links-Schema.

 

Meine Herangehensweise findet dabei nicht überall Zustimmung. Auch dass ich sage, was ist, ohne mich dabei um gewollte Korrektheiten zu bemühen, missfällt vielen. Wenn bei Social Media die nächste Hasswelle anrollt und wenn Kollegen mich als „Influencer“ etikettieren, um so der sachlichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, dann verstehe ich das als Auszeichnung – meine Positionen treffen einen Nerv.

 

Wenn Dir unaufgeregte Berichterstattung in einer zunehmend aufgeregten Welt gefällt, dann unterstütze mich freiwillig –

denn als unabhängiger Journalist kommen mir weder öffentliche Gelder zu, noch fördern mich undurchsichtige Stiftungen.

Nur Dein freiwilliger Beitrag stärkt meine Stimme.

Nie wieder etwas verpassen!

Danke!

Jetzt Newsletter abonnieren

Danke.

Unterstütze meine unabhängige Arbeit.

bottom of page